Mit Überraschung konnten die Hemmingerinnen und Hemminger zu Kenntnis nehmen, dass die Klimaneutralität nun doch auch hier ein Thema sein soll. Bisher wurden ja alle Anläufe der SPD und der Bürgerinnen und Bürger in unterschiedlichen Initiativen seitens der Verwaltung kaum beachtet. Hemmingen, die Verwaltung und der Gemeinderat schließen sich in Kooperation mit der Gemeinde Schwieberdingen dem Klimaschutzkonzept des Landkreises Ludwigsburg an. Nun alles gut?
Das integrierte Klimaschutzkonzept (aus dem Jahr 2015 (!)) des Landkreises Ludwigsburg wurde, so die Eigendarstellung, entwickelt, um die Klima- bzw. CO2-Neutralität zu erreichen. Im wechselseitigen Austausch erarbeiteten Vertreter aus Politik und Verwaltung des Landkreises und der Kommunen, der Energiewirtschaft und natürlich die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Ludwigsburg das Konzept. Dies soll auch eine Vorbildfunktion für die kreisangehörigen Städte und Gemeinden sein. Die Unternehmen und nicht zuletzt die Bevölkerung sollen ferner bei der Umsetzung des Klimaschutzes unterstützt werden. Seit dem 15. Februar 2017 koordiniert und begleitet dafür ein Klimaschutzmanager im Landratsamt die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes. Hemmingen gehört übrigens zu den letzten Gemeinden die sich diesem Konzept anschließen.
Zum Gesamtproblem gehört auch für die immer mehr ins Bewusstsein rückenden, da heute schon spürbaren Folgen des Klimawandwandels: Extreme Hochwasser, Stürme, fehlende Niederschläge und Hitzeperioden. Das heißt, auch hier gilt es Vorzusorgen und ggf. hieraus resultierende Folgen abzumildern.
Der Vorstand der Hemminger SPD fordert, dass die Gemeinde, d.h. die Verwaltung und im Besonderen der Bürgermeister rasch Konzepte, besser Pläne für schrittweise Veränderungen zu entwickelt. Ein monatelanges Warten auf die Recherche zur Aktualisierung der Ausgangsbasis-Daten ist verlorene Zeit. Der Start der Arbeiten muss sofort erfolgen.
Hier einige Konkretisierungen (Auswahl):
- Pflanzen von Bäumen auf kommunalen Grundstücken (Bäume schaffen Schatten und verbrauchen CO2
- Umgestaltung der Pflanzflächen mit höheren Randsteinen (Um Wasserabfluss zu Gunsten der Bewässerung zu verhindern
- Erweiterung der Kommunalen Flächen unterhalb des Parks und mittelfristige klimawirksame Neubepflanzung (Sicherung der Flächen für eine „Grüne Lunge“ und Klimazone)
- Zeitweise Nutzung des Regenrückhaltebeckens als „Schwemmfläche“ (schnellen Abfluss des Regenwassers zugunsten des Grundwassers verhindern)
- Förderprogramm „Streuobstwiese“: Begünstigte Obstbaumabgabe (Hochstämme)
- Überprüfung der Durchführung von Auflagen zur Dachbegrünung, Verhinderung von „Steingärten“ bei der Wohnbebauung
- Schaffen eines Hitzeschutzraums in der Ortsmitte, für Tage mit über 29 Grad
- Die Emissionsminderung bei den kommunalen Gebäuden muss sofort intensiviert werden
- Ein emissionsfreier ÖPNV ist planerisch zu organisieren
- Die Hemmingerinnen und Hemminger sind von Anfang an mit ihren eigenen Möglichkeiten an der Verwirklichung der Ziele zu beteiligen und ggf. kommunal zu fördern.
Was kann z.B. im Bereich „Heizung“ getan werden?
- Da der Anbieter der Nahwärme in Hemmingen letztendlich für das Netz und die Leistungsfähigkeit verantwortlich ist, sind die Einflussmöglichkeiten hier begrenzt. Um diese Zeil aber doch zu fördern könnten günstige Kredite, ggf. mit Bürgschaften oder eine kommunale Firmenbeteiligung organisiert werden.
- Um die Anschlusskosten „verträglich“ zu gestalten, könnte die Gemeinde ein Mietmodell entwickeln, das die Kosten auf Monate verteilt und dort als Bürge für die Restforderung einstehen.
- Nahwärme ist es aber auch, wenn ein/e Hauseigentümer/-in die Wärmegewinnung mittels Wärmepumpe/Fotovoltaik/Speicher erfolgt. Hier entstehen ebenfalls exorbitante Kosten, die von Bund nur sehr begrenzt gefördert werden. Die „Restkosten“ belaufen sich oft auf bis zu 60 000 Euro. Auch hier könnte die Kommune zusätzlich unterstützen.
- Alles sollte mit einer kompetenten Beratung beginnen, bei vorhandenen Förderanträgen unterstützten, weitere „Fördertöpfe“ zu finden und ggf. eigene Förderprogramme anbieten.
Was auf keinen Fall passieren darf, ist, dass wie bei allen früheren Konzepten mit Bürgerbeteiligung in Hemmingen, diese kurz starten, dann lange in der Schublade liegen und von dort nie mehr auftauchen. Die Wahrheit im Thema wird sich in der Schnelligkeit bei Beschlussfassung und Finanzierung der konkreten Optimierungsmaßnahmen zeigen. Neben den Verwaltungen ist selbstverständlich jeder/jeder Mitbürger/-in aufgefordert sich zu verändern.
Michael Kogler