Sie sind angekommen – Flüchtlinge in Hemmingen

Ein schöner Morgen im Frühjahr 2016 im Bereich der Flüchtlingsunterkunft Patronatstraße / Hemmingen. Die ersten Familien waren angekommen. Ausgelassen spielten die Kinder auf dem Gelände der Flüchtlingsunterkunft der Gemeinde Hemmingen und des Landkreis Ludwigsburg. Die Eltern beaufsichtigten das Spiel ihrer Kinder. Ein schönes und harmonisches Bild. Ich dachte über all die Diskussionen der vergangenen Monate nach, welche im Zusammenhang zum Thema „Flüchtlinge in Hemmingen“ geführt wurden: Befürchtungen die Kriminalität im Ort werde steigen, bis hin zur Forderung der örtliche Polizeiposten müsse nun rund um die Uhr besetzt sein, da die Sicherheit im Ort auf dem Spiel stehe. Andere meinten man werde in Hemmingen überfremdet und man würde sich als Fremder im eigenen Ort fühlen. Es ist wichtig sich solchen Ängsten zu stellen und diese ernst zu nehmen. Gott sei Dank zeigen die letzten Monate auf, dass die Realität, in Sachen „Flüchtlinge in Hemmingen“ definitiv anders aussieht.

Mir gingen aber auch Gedanken der Dankbarkeit durch den Kopf, welche begründet, durch das Engagement zahlreicher Bürgerinnen und Bürger in Hemmingen, Grund zu Zuversicht gegeben haben. Den Menschen nach Krieg und Flucht, mit allen damit verbundenen Grausamkeiten, ein Gefühl von „Ankommen und Willkommen“ zu geben und darüber hinaus diese Menschen ehrenamtlich zu begleiten, haben sich die Mitglieder des „Freundeskreis Flüchtlingshilfe Hemmingen“ zur Aufgabe gemacht. Sie alle eint vor allem der Gedanke: „Menschen in Not muss geholfen werden“. Gemeinsam Kontakte zu Privatpersonen, Familien und Vereinen herzustellen, eben die Flüchtlinge im örtlichen Leben einzubinden und somit dafür zu sorgen das Begegnung stattfinden kann, ist die grundlegende Voraussetzung, dass Integration überhaupt möglich wird. Jeder kann sich im Rahmen seiner zeitlichen Möglichkeiten einbringen. In der Summe entsteht ein breit gefächertes Angebot, welches sich über das Spektrum vom Sprachkurs über das „Cafe International“ über die Funktion des Begleiters (Paten) bis hin zum Bereich der Begegnung erstreckt.

In diesem Gedanken versunken veränderte sich plötzlich die Situation beim Spiel der Kinder und ich wunderte mich, warum diese ihr Spiel plötzlich unterbrachen und warum es plötzlich so leise geworden war. Alle schauten zum Himmel, als wäre da etwas das GEFAHR bedeuten könnte. Ein Verkehrsflugzeug, vermutlich nach dem Start in Stuttgart schwebte über uns, gerade im Begriff die Wolkendecke zu durchstoßen. Die Situation war nur ein Moment von Sekunden, aber es hat gereicht zu erkennen, dass diese Kinder nicht ohne Angst in ihrem seitherigen Leben waren. Alles ist gut, so das Signal der Eltern, keine Gefahr im Verzug – das Spiel ging munter und vergnügt weiter. Was muss Freiheit und ein Leben in Frieden für diese Menschen bedeuten?

Wir alle sollten uns dieses Bewusstsein schaffen und unsere Energien in Richtungen leiten, welche fern von fremdenfeindlichen Parolen, sich an den menschlichen Grundwerten orientieren.

Ralf Horwath

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