Oberstufe an der Gemeinschaftsschule erneut abgelehnt

Am Dienstag letzter Woche haben CDU und Freie Wähler in trauter Gemeinsamkeit die Initiative der SPD zur Einführung einer Oberstufe an der Glemstal-Gemeinschaftsschule erneut abgelehnt. Die Ablehnung wird zu 95 % damit begründet, dass Hemmingen dafür kein Geld übrig habe. Dass dies mit der ausgezeichneten Finanzlage der Gemeinde nicht zu begründen ist, kann jeder Bürger beurteilen, wenn eine Gemeinde 20 Mio. Euro auf der „hohen Kante“ hat und im Jahr 2019 mit einem Zahlungsmittelüberschuss von 3 Mio. Euro planen kann. Die vielen anwesenden Eltern von Schülern der Gemeinschaftsschule haben an diesem Abend dem Bürgermeister rd. 400 Unterschriften zur Einführung der Gemeinschaftsschule überreicht. Den ablehnenden Fraktionen war es nicht einmal Wert, darauf einzugehen. Denn sie hatten auch schon eine vorgefertigte Meinung, wie aus dem letzten Gemeindemitteilungsblatt hervorgeht. Denn Texte dazu mussten mindestens 9 Stunden vor der Gemeinderatssitzung elektronisch eingebracht werden. Dies zeigt, dass Entscheidungen in Hemmingen nicht nach ausführlichen Diskussionen zustande kommen, wie es in der Demokratie eigentlich sein sollte, sondern nach speziellen Absprachen.

Die Gemeinschaftsschule Schwieberdingen-Hemmingen ist eine Schule mit eigenständigem pädagogischem Konzept. Sie bietet alle Niveaustufen an und führt auch zu allen Bildungsabschlüssen. Das Bildungskonzept des Landes sieht grundsätzlich vor, dass an allen Gemeinschaftsschulen, die eine Mindestschülerzahl von 60 erreichen, die Einrichtung einer Oberstufe ermöglicht wird. Bisher müssen in Schwieberdingen die Schülerinnen und Schüler mit dem mittleren Bildungsabschluss die Schule wechseln, wenn sie das Abitur anstreben. In eine Schule mit anderem pädagogischem Konzept und anderen Schwerpunkten. Eine große Hürde, die nicht sein muss, die wir den Schülerinnen und Schülern nicht zumuten müssen. Da helfen auch keine Kooperationen, seien sie noch so gut. Warum versperren wir unseren Kindern den Weg für eine durchgängige Bildungsperspektive? Ist es nur das Geld? Hemmingen und Schwieberdingen können die zusätzlichen drei Millionen aufbringen, die voraussichtlich die Oberstufe kosten würde, das zeigen die Haushaltszahlen beider Gemeinden. Jetzt wird wieder eine Horrorzahl von weiteren 7 – 13 Millionen aufgebaut. Bei Nachfrage, wie man auf diese Zahlen kommt, werden auch neue Sportstätten aufgezählt. Natürlich ist der Bedarf nach mehr Sportmöglichkeiten der Schulen da, aber gerade deshalb die Oberstufe platzen zu lassen, ist an den Haaren herbeigezogen. Auch die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I brauchen ebenfalls Hallenkapazität. Bei gutem Willen kann sie auch in Hemmingen zur Verfügung gestellt werden. Durch die ausbleibenden Werkrealschüler müsste in Hemmingen wieder Platz sein.

Ich kenne keine Gemeinde, die sich nicht freuen würde, wenn sie den eigenen Kindern eine gute Schule mit möglichst allen Bildungsabschlüssen anbieten kann. Das ist auch ein Standortvorteil für eine Gemeinde. In Hemmingen gehen die Uhren wohl anders. Hier wollen die Mehrheitsfraktionen die Oberstufe an der Gemeinschaftsschule aus grundsätzlichen politischen Erwägungen nicht.

Die SPD-Fraktion setzt sich für die Gemeinschaftsschule mit Oberstufe aktiv ein, weil wir von ihrem durchgängigen Bildungsangebot überzeugt sind. Auch in 10 und 20 Jahren werden Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe zu den begehrten Schulen im Land zählen, ob sie das ohne Oberstufe dann noch sein werden, ist ungewiss.

Nach der Gemeindeordnung ist die nächste Initiative zur Einführung der Oberstufe erst in einem halben Jahr wieder möglich. Darüber wird dann der neue Gemeinderat nach der Kommunalwahl entscheiden.

Wolfgang Stehmer, SPD-Fraktionsvorsitzender

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